Wurzeln

Zur Entstehung unserer Stiftung

In Deutschland werden Vermögen in teils beträchtlicher Höhe vererbt. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung schätzt, dass etwa 400 Milliarden Euro im Jahr über Erbschaften weitergegeben werden – weitgehend steuerfrei. Der gesellschaftliche Vermögensausgleich durch Erbschaftssteuern ist völlig unzureichend. Die Regierungen haben bisher akzeptiert, dass die Ungleichheit auch infolge von Erbschaften weiter zunimmt. Es bleibt einzelnen Erben überlassen, ob sie ihr Vermögen weiter anhäufen oder ob sie persönlich einen Ausgleich herstellen, indem sie ihr Vermögen bzw. Teile davon der Gesellschaft zur Verfügung stellen. Für letzteres hat sich der Erbe, Betriebsrat und Gewerkschafter Peter Vollmer entschieden.

Peter Vollmer, 1940 geboren, stammt aus einer Wuppertaler Unternehmerfamilie. Er lernte und arbeitete fünf Jahre in der väterlichen Druckerei. Da es ihm gegen den Vater nicht gelang, in dem Betrieb ein Modell der Belegschaftsbeteiligung einzuführen, wie es bei den Unternehmen Rosenthal oder Spindler schon länger Realität war, verließ er den Betrieb und wandte sich dem Studium der Architektur und Stadtplanung in Berlin, später in London und Cambridge/USA zu.

Zurückgekehrt nach Deutschland ging er – beeinflusst durch die 1968er-Bewegung – in den Betrieb. Von 1971 an arbeitete er mehr als zwei Jahrzehnte als angelernter Arbeiter in verschiedenen Westberliner Metall- und Elektrobetrieben, zuletzt beim BMW-Motorradwerk in Berlin-Spandau. Während dieser Zeit war er aktiver Betriebsrat, kritischer Gewerkschafter und auch außerhalb des Betriebs politisch engagiert. Seine Erfahrungen waren der Anlass für die Gründung einer Stiftung aus ererbtem Vermögen. Name und Tätigkeit der Stiftung ergaben sich aus dem, was er am Arbeitsplatz erlebte: in der betrieblichen Arbeitswelt kommt die Menschenwürde zu kurz. So gründete er 1990 mit Kollegen und engsten Freundinnen und Freunden die "Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt".